5 wertvolle Tipps wie Sie mit Ihrem Kind über Alkohol sprechen

 

Thema Alkohol – wie rede ich mit meinem Kind darüber ? Wie spreche ich mein Kind auf sein Trinkverhalten an?

Jugendliche machen im Durchschnitt ihre ersten Erfahrungen mit Alkohol mit 13 Jahren. Das erste Mal betrunken sind Jugendliche durchschnittlich mit 14 Jahren. Die ersten Kontakte mit Alkohol treten in einem Alter auf, in dem Jugendliche risikobereit, experimentierfreudig und neugierig sind. Außerdem finden sie in einem Alter statt, in dem Kinder entwicklungsbedingt weniger Zeit mit Ihren Eltern verbringen. Der Einfluss der Eltern auf den Alkoholkonsum ihres Kindes ist demnach begrenzt. Daher löst dieses Thema auch bei vielen Eltern Unsicherheit aus.

In diesem Artikel möchte ich Ihnen 5 Tipps geben, die Ihnen das Gespräch mit Ihrem Kind über das Thema Alkohol erleichtern können.

Jugendliche machen schon früh erste Erfahrungen mit Alkohol. Foto: Yutacar/Unsplash

Funktionen von Alkoholkonsum bei Jugendlichen

 

Zuerst einmal sollten Eltern sich bewusst werden, warum Jugendliche überhaupt Alkohol trinken. Lindenmeyer zufolge erfüllt das Alkoholtrinken unterschiedliche Funktionen bei Jugendlichen. Einerseits ist das Trinken von Alkohol tief in der Gesellschaft verwurzelt. So lernen auch Kinder schon zeitig, dass bestimmte Anlässe mit dem Trinken von Alkohol verknüpft sind. Sie erleben damit immer wieder, dass es ganz normal ist, Alkohol zu trinken. Für die meisten Jugendlichen ist es sehr wichtig, „normal“ zu sein. Auch das Trinken von Alkohol mit Freunden kann genau die Funktion erfüllen und das Gefühl dazuzugehören bestätigen.

Aber auch das Wir-Gefühl innerhalb einer Gruppe kann durch das gemeinsame Trinken verstärkt werden. Die Abgrenzung von anderen Gruppen kann damit vollzogen werden.

Zum anderen kann der Konsum von Alkohol in diesem Alter bewusst dazu eingesetzt werden, sich von den Eltern abzugrenzen.

Zudem kann Alkohol dabei helfen, sich zu entspannen oder sich von Problemen abzulenken. Auch diese Funktion kann Jugendliche dazu verleiten, Alkohol zu trinken.

 

 5 wertvolle Tipps, die Ihnen das Gespräch mit Ihrem Kind über Alkohol erleichtern:

1.) Zeigen Sie Interesse an der Einstellung Ihres Kindes zu Alkohol anstatt nur Belehrungen über dessen negative Folgen zu geben

2.) Beziehen Sie selbst im Alltag eine klare Haltung zu Alkoholkonsum und seien Sie Vorbild

3.) Nutzen Sie im Gespräch „Ich-Botschaften“ und vermeiden Sie Anschuldigungen und Vorwürfe

4.) Zeigen Sie Verständnis für die Beweggründe des Alkoholkonsums und sprechen Sie sachliche Beobachtungen an

5.) Wenn vorab definierte Grenzen überschritten wurden, reagieren Sie deutlich

Mit Ihrem Kind über das Thema Alkohol ins Gespräch kommen

 

Es wird Ihnen kaum möglich sein, zu verhindern, dass Ihr Kind in einem bestimmten Alter mit Alkohol in Berührung kommt. Ihre Rolle dabei ist, Ihr Kind bei diesen Erfahrungen zu begleiten und eine kritische Auseinandersetzung mit dem Alkoholkonsum zu ermöglichen.

 

Tipp 1 für ein Gespräch über Alkohol: Interesse statt Belehrung

Ein reines Informationsgespräch darüber, warum Alkohol schädlich ist und warum das Kind darauf verzichten sollte, wird in den meisten Fällen seine Wirkung verfehlen. Wenn Eltern mit ihrem Kind über Alkohol sprechen möchten, sollten sie dabei offen sein für die Ansichten ihres Kindes. Sie sollten Interesse für die Meinungen und Standpunkte des Kindes zeigen, warum Alkohol „attraktiv“ ist. Sie werden von ihrem Kind ernster genommen, wenn sie den Konsum von Alkohol nicht ausschließlich verteufeln und nur auf die Gefahren hinweisen.Seien Sie sich der verschiedenen Funktionen von Alkoholkonsum bewusst, die weiter oben genannt werden. Sie sollten demnach auch versuchen, sich in ihr Kind hinein zuversetzen und dessen Beweggründe versuchen nachzuvollziehen.

 

Tipp 2 für ein Gespräch über Alkohol: Stellung beziehen und Vorbildrolle

Eltern sollten im Alltag an passenden Stellen immer wieder Stellung zum Thema Alkohol beziehen. Sie können Ihre Haltung deutlich machen, wenn in einem Film oder in der Werbung ein verzerrtes oder verherrlichendes Bild von Alkohol gezeichnet wird. Außerdem spielt natürlich auch die eigene Vorbildfunktion eine große Rolle: wie gehen Eltern selbst mit Alkohol um und welches Bild vermitteln sie damit ihrem Kind.

 

Tipp 3 für ein Gespräch über Alkohol: Ich-Botschaften

Wenn Sie Ihr Kind auf dessen Alkoholkonsum ansprechen möchten, sorgen Sie für eine ungestörte Gesprächssituationen und nehmen Sie sich ausreichend Zeit. Vorwürfe, Anschuldigungen und Verallgemeinerungen sollten Sie vermeiden („Du hast zu viel getrunken! Immer das gleiche mit dir!“). Solche Äußerungen lösen oft eine starke Abwehr im Gegenüber aus und im Gespräch entsteht dann ein ungünstiger Teufelskreis. Ein konstruktiver Austausch ist dann nicht mehr möglich. Stellen Sie im Gegensatz IHRE Gefühle in den Vordergrund (z.B. „Ich mache mir Sorgen, wenn…“, „Ich fühle mich verunsichert, weil …“). Diese sogenannten Ich-Botschaften stellen einen sanften Gesprächseinstieg dar und sind weniger konfrontativ.

Tipp 4 für ein Gespräch über Alkohol: Verständnis und sachliche Beobachtungen

Nutzen Sie offene Fragen, denn sie signalisieren Interesse und ermöglichen Ihnen und Ihrem Kind wirklich ins Gespräch zu kommen. Bedenken Sie, dass Sie neben den Gefahren des Alkohols auch Verständnis für die Sichtweise Ihres Kindes zeigen. Zudem sollten Sie Ihr Kind nicht als Person abwerten, wenn Sie es beispielsweise betrunken erwischt haben. Machen Sie ruhig deutlich, dass Sie das gezeigte Verhalten nicht gutheißen, Ihr Kind aber dennoch als wertvolle Person schätzen. Sprechen Sie beobachtbares Verhalten an (z.B. Torkeln, Alkoholfahne, …) und kommunizieren Sie, wie Sie sich dabei fühlen.

 

Tipp 5 für ein Gespräch über Alkohol: Umgang mit Grenzen

Den Umgang mit Grenzen und Konsequenzen handhaben alle Familien anders. Im Bereich des Alkohols tragen Eltern jedoch eine große Verantwortung für ihr Kind. Denn die Eltern sollten diejenigen sein, die hier klare Grenzen definieren. Wenn definierte Grenzen überschritten wurden, dann sollten zeitnah nachvollziehbare Konsequenzen folgen. Insbesondere nach einem Vollrausch sollten Eltern deutlich reagieren und klar machen, dass eine Grenze überschritten wurde.

 

Wann muss ich mir Sorgen machen?

Um einschätzen zu können, ob Eltern Grund zur Sorge haben sollten, können 3 Fragen herangezogen werden.

1. Wie alt ist das Kind/der Jugendliche?

2. Was und wie viel wird getrunken?

3. In welchen Situationen wird getrunken?

Wenn Sie unsicher sind, ob Sie sich über das Trinkverhalten Ihres Kindes Sorgen machen sollten, sprechen Sie z.B. mit dem Kinderarzt oder stellen Sie sich bei einer Suchtberatungsstelle vor. Hier können Sie sich über die Merkmale eines Alkoholmissbrauchs oder einer Sucht informieren. Ihre Fragen rund um das Thema Alkoholkonsum bei Kindern und Jugendlichen können Sie auch in einer psychologische Online-Beratung stellen.

Wie immer freue ich mich über Ihre Fragen und Erfahrungen auch in den Kommentaren!

 

Quellen:

Lindenmayer, J. & Lindenmayer, T. (2014). Auch Trinken will gelernt sein. Wie Sie Ihr Kind beim richtigen Umgang mit Alkohol begleiten. Weinheim, Basel: Beltz.

Ich bin Isabelle Hennig und ich bin Psychologin (M.Sc.) und Psychologische Psychotherapeutin für Erwachsene. In der Kinder- und Jugendpsychiatrie habe ich auf der Spezialstation für Essstörungen gearbeitet.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Eltern ganz nachvollziehbar selbst psychisch belastet waren. Im Trubel des Familienalltags und verbunden mit den zusätzlichen Terminen und Wegen aufgrund der psychischen Erkrankung des Kindes fehlte jedoch die Zeit dafür, auf sich selbst zu schauen und gut für sich zu sorgen.

Mit meiner Online-Beratung biete ich Eltern mit einem psychisch erkrankten Kind professionelle psychologische Unterstützung, bequem von zu Hause aus, ohne Warte- und Fahrzeiten. Als ausgebildete Psychotherapeutin stehe ich Ihnen mit meiner Kompetenz zur Seite. Kontaktieren Sie mich gerne.

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